Jäger & Revier im Frühling

Voller Vorfreude auf das beginnende Erwachen der Natur begibt sich der Jäger mit seinem Jagdhund ins Gebirge. Er freut sich, nach einem langen Winter die Betreuung seines geliebten Bergrevieres fortsetzen zu können.

Es stehen zahlreiche Aufgaben an. Zunächst sind sämtliche Wildfütterungen nach dem Ende der Notzeit aufzuräumen und die Winterfütterung für das Reh- und Rotwild ist damit abzuschließen.

In den Rotwildrevieren haben die Hirsche ihre Geweihe bereits abgeworfen. Die Abwurfstangen der einzelnen Hirsche sind für die Dokumentation des Hirschbestandes von enormer Bedeutung. Durch das jahrelange Sammeln der Stangen kann das Alter eines jeden Hirschen genau bestimmt und dieser in der im Herbst folgenden Jagdzeit richtig auf sein Alter angesprochen werden. Die so entscheidende Selektion nach Alter und körperlicher Kondition der Hirsche kann so optimal gewährleistet werden.

In jenen Revierteilen, in denen der Schnee bereits geschmolzen ist, werden sämtliche Reviereinrichtungen, Steige und Hütten auf einen sicheren und ordentlichen Zustand hin kontrolliert. Reparaturen und die Neuerrichtungen von Reviereinrichtungen nehmen im Frühjahr den überwiegenden Zeitaufwand in Anspruch. Stabile Reviereinrichtungen und Pirschsteige bilden während des ganzen Jahres die Grundvoraussetzung für eine sichere Jagdausübung für den Jäger.

Die höher gelegenen Revierteile sind noch mit einer dichten Altschneedecke ummantelt. Täglich kann der Jäger beobachten, wie das frische Grün von Tälern aus die noch weiße Gebirgswelt erobert. Besonders das Gamswild nimmt das so lebenswichtige Nahrungsangebot sofort an.

Ganz entscheidend für den Jäger ist es, die Zahl der während des Winters verendeten Stücke zu kennen. Er schließt damit auf die Abgangsentwicklung für das vergangene Jahr und kann darauf aufbauend die Abschussplanung für das anstehende Jagdjahr vornehmen. Je nach Gebirgslage und Härte des Winters kann sich das Vorkommen von Fallwild unterscheiden. Umso wichtiger ist es für den Bergjäger, in die entlegensten Bereiche aufzusteigen und nach Fallwild sowie krankem Wild Ausschau zu halten.

Einen ersten Höhepunkt des Jagdjahres bildet die Balz von Auerwild und Birkwild in der noch teils schneebedeckten Hochgebirgslandschaft. Spektakulär und spannend zugleich sieht der Jäger dem Einfallen der Hahnen am Balzplatz entgegen – die Fotografieausrüstung darf dabei in keinem Jägerrucksack fehlen. Die Bestände der balzenden Hahnen sind im Rahmen von  Zählungen an den Balzplätzen jährlich genauestens zu dokumentieren. Die Erhaltung und der Schutz der Lebensräume dieser scheuen Bodenbrüter ist für die Bestandszahl der entscheidende Schlüsselfaktor. Aus diesem Grund koordiniert der Jäger mit seinen Partnern in der Land- und Forstwirtschaft lebensraumverbessernde Maßnahmen und gewährleistet so die Sicherung des Bestandes dieser sensiblen Bergbewohner.

Der Wechsel vom dichten Winterhaar zum leichten Sommerhaar ist beim Haarwild voll im Gange. Der Jäger beobachtet das Wild genauestens im Hinblick auf seine körperliche Kondition und trifft unter Umständen bereits im Frühjahr eine Selektion für den Abschuss in der anstehenden Jagdzeit.

Auf ausgedehnten Streifzügen werden Salzsteine für das Schalenwild in die Berge getragen. Die Versorgung mit Salz soll der Verbesserung des Nahrungsangebotes dienen. Ein Abschuss am Salzstein gilt unter Jägern aber als verpönt.

Täglich nimmt der Jäger neue und bereits über Jahre bekannte Stücke in deren gewohnten Einständen für den Sommer wahr. Die Fotokamera ist dabei ein ständiger Begleiter, sodass jeder Revierbetreuer über ein Archiv über seinen Wildbestand und die Unterscheidungsmerkmale der einzelnen Stücke verfügt.

Weibliche Stücke ziehen zum Sommer hin in ruhige und sichere Einstände, um dort das Jungwild zu setzen. Das Ruhebedürfnis des Wildes ist nun enorm hoch.